Bedeutung der Mediation bei Planen und Bauen
Eine Umfrage des Deutschen Baugerichtstages im Frühjahr 2007 hat einen hohen Bedarf außergerichtlicher Streitlösungsverfahren im Privaten Bau- und Architektenrecht aufgezeigt. Die Ergebnisse bestätigen, was man schon längst weiß: Eine große Unzufriedenheit der Prozeßparteien mit der Bewältigung von Bauprozessen durch staatliche Gerichte. Fast 70 % der Auftragnehmer und rund 63 % der Auftraggeber verbinden insgesamt negative Erfahrungen mit der Entscheidung von Baustreitigkeiten durch staatliche Gerichte. Dauer und Kosten des Rechtsstreits sowie der interne Aufwand der Prozeßvorbereitung sind die Hauptkritikpunkte. Die von Baubeteiligten angeführten Nachteile werden durch eine vorab vereinbarte (Mediationsklausel) oder ad hoc eingeleitete Baumediation vermieden.
Hauptursache von Baukonflikten
Als typische Problemzonen bei Bauprojekten sind folgende Gesichtspunkte zu nennen:
• Bauprojekte sind komplex
• Es gibt eine hohe Anzahl von Projektbeteiligten
• Verträge und Ausschreibungsunterlagen sind häufig lückenhaft und unklar
• Termine und Fristen sind zu kurz bemessen
• Sachzwänge, Befindlichkeiten und unterschiedliches Verständnis der Bauaufgabe fließen ein
• Bauherren vergeben Leistungen an den vermeintlich günstigsten Bieter mit der Folge zahlreicher Nachträge
• Widerstreit zwischen Wirtschaftlichkeit und künstlerischem Anspruch des Architekten
Mediation im privaten Bau- und Architektenrecht
Einzelne Anwendungsfelder:
I. Baumediation im konkreten Konfliktfall wegen:
• Vergütung und Honorar
• Haftung und Mängeln
• Leistungsbestimmungen bei unklaren und streitigen Vertragsauslegungen
• Urheberrechten von Architekten
• Ausscheiden von Gesellschaftern aus Architektur- oder Ingenieurbüros
Vorteile:
• Abschließende Vereinbarung ohne Prozeß- und Rechtsmittelinstanz
• Kostengünstige, dauerhafte und umfassende Konfliktlösung
• Berücksichtigung der Beziehungsebene („Handwerkerehre“, Anerkennung wechselseitiger Bemühungen, Aufwendungen und Sachzwänge)
• Aufrechterhaltung und Verfestigung von Geschäftsbeziehungen
• Nichtöffentliche, vertrauliche Atmosphäre zur Wahrung von Image und Geheimhaltungsinteresse der Unternehmen
• Einbeziehung von Dritten als Konfliktbeteiligte (Subunternehmer, Versicherung, Bürgen etc.)
II. Projektbegleitende Mediation:
• Konflikte bei Bauvertragsschluß
• sich anbahnende Konflikte im Projektverlauf
• Vermittlung bei Zwischenlösungen
Vorteile:
• Fairster Zugang zu einem Projekt für alle Beteiligten durch Interessenvermittlung im Rahmen der Vertragsgestaltung
• Erkennen und Lösen von projektbedrohenden Konflikten in Planungs- oder Bauphasen, um Bauzeitverlängerungen und dadurch bedingte Kostensteigerungen einzudämmen bzw. zu mindern
• Verbessertes Beziehungsmanagement hinsichtlich der Schnittstellen bei unterschiedlichen Leistungsanforderungen der Vielzahl von Baubeteiligten
• Unterstützung bei Zielvorgaben und der Zielumsetzung